Einleitung

Viele Menschen in Europa litten um 1500 unter Armut und Gewalt. Sie seufzten unter Unfreiheit und Unterdrückung. Die Mächtigen in Politik und Kirche profitierten von diesem System. Sie setzten alles daran, dass sich nichts änderte.

Die Wiederentdeckung der Bibel und ihrer Botschaft der Befreiung stand im Zentrum der Reformation im 16. Jahrhundert. Menschen, die unter Machtmissbrauch durch Kirche und Politik litten, nahmen die reformatorische Predigt mit Begeisterung auf.

Aushebung einer Täuferversammlung

Aushebung einer Täuferversammlung in einem Wald zwischen Schlieren und Altstetten (Zentralbibliothek Zürich, Ms F 23, S.394, Kolorierte Federzeichnung von 1575, Sammlung Wickiana).

Diese neue Botschaft von der liebevollen Zuwendung Gottes zu den Menschen hatte eine enorme Sprengkraft: Sie befreite die Menschen von dem, was belastete – innerlich und äusserlich. Und sie befreite zu einer neuen Praxis von Leben und Glauben.

Von und mit den Reformatoren Luther und Zwingli lernten die späteren Täufer, das Bibelwort zu lesen und zu verstehen.

Schon bald aber zeigte sich, dass man dieses Bibelwort sehr unterschiedlich interpretieren konnte. Mit Ulrich Zwingli konnte man zwar sagen: «Wo der Gloub ist, da ist Fryheit!» Aber welche Konsequenzen daraus zu ziehen waren, das sah man zunehmend anders. Die Wege zur Freiheit waren nicht mehr dieselben.

Alle Seiten - Katholiken, Protestanten, Täufer - nahmen für sich in Anspruch, im rechten Sinne «fromm und frei» unterwegs zu sein.  Aber leider blieb es nicht beim freundschaftlichen, lernbereiten Gespräch darüber, sondern man begann, den andern zu verurteilen.

Täuferische Anliegen wie die Freiwilligkeit von Glaube und Kirchenmitgliedschaft oder die zentrale Bedeutung von Feindesliebe und Gewaltverzicht wurden bald von allen Seiten gebrandmarkt als Ketzerei, Aufruhr und religiöse Schwärmerei.